Auf dem Weg zur ersten Million

Angela Merkel ist nicht die Ikone der gewählten Vertreter der Wohnungsbaugenossenschaft Ilmenau/Thüringen e.G. Als ihr Gesicht projiziert auf der Leinwand erschien, während die hauptamtlichen Vorstände Peter Sattler und Andreas Nilius das Geschäftsjahr 2010 Revue passieren ließen, gab es Missfallensbekundungen und lautes Raunzen. Ob ein Kanzler aus dem Saarland mehr Begeisterung herausgefordert hätte, war im Umkehrschluss nicht zu ermitteln.

Immerhin, die Genossenschaft erwirtschaftet unverdrossen Überschüsse, die Genossenschaft verteilt an ihre Mitglieder, auch an dezidiert antikapitalistische, Jahr für Jahr Dividende und es gibt keine Nachrichten darüber, dass Dividenden-Gegner aus Ilmenau ihren Mammon von ihrem Konto direkt zur Kuba-Hilfe weiter leiten lassen. Politik ist in den Vertreterversammlungen kein Spitzenthema, dafür sind jetzt immer so viele Vertreter anwesend, dass die alte Klausel der Satzung, die Beschlussfähigkeit unabhängig von der Anzahl der erschienenen Vertreter zu machen, theoretisch wieder aufgehoben werden könnte.

In früheren Jahren gingen die, die brav gekommen waren, immer nach einer angemessenen Wartezeit von 15 bis 18 Minuten wieder nach Hause, denn die geforderten 50 Prozent wurden nie im ersten Anlauf erfüllt. Die zweite Einberufung der Versammlung erlaubte Beschlüsse auch unter 50 Prozent Anwesenheit. Da war die Mensa der TU noch Tagungsort, jetzt ist es zum zweiten Male der eigene Beratungsraum der Genossenschaft in der Richard-Bock-Straße und es könnte scheinen, als wirke die begrenzte Platzzahl dort weit anziehender als die Weite der Studentenfütterungssäle einst. Vielleicht aber ist auch nur die gute Versorgung danach der tiefere Grund, die allerdings zuletzt auch in der Mensa immer gute Noten verdiente.

Anders als in früheren Jahren gab es die Diskussion tatsächlich, als zu ihr aufgerufen wurde.Nicht wie sonst unter Sonstiges, während die Wahlen liefen und die Stimmen ausgezählt wurden. Erstmals nach Jahren sagte ich nichts zum Thema Parkplätze in der Keplerstraße, obwohl das Problem dank der außerordentlichen Dickfelligkeit aller Falschparker aus dem Haus Keplerstraße 1 nicht anders steht als früher. Jetzt zeigt das Schild der Genossenschaft den Falschparkern immerhin an, dass sie falsch parken und sollte aus dem Ordnungsamt der Stadt sich einmal jemand in die Keplerstraße verirren, wäre ein Zugriff mit Karte weiß-blau-rot durchaus angemessen und hilfreich. Ein Schelm, wer Arges dabei denkt, wenn ausgerechnet die dicksten Falschparker die allernächsten Parkplätze okkupieren. Laufen schadet der Gesundheit.

Meine Frage nach den Fernsehprogrammen, die von der Antennenanlage nach nicht erkennbarem Belieben ausgetauscht werden, ohne dass die Mieter je erfahren, was neu und was nicht mehr zu sehen ist, löste Fernsehfragen-Kaskaden aus. Und wie schon im Vorjahr war erneut zu hören, dass die Generation, die ihren dynamobetriebenen Dampfröhrenfernseher mit den Analogprogrammen DDR 1 und DDR 2 nicht missen wollen, ab 2012 eigens die hochwertigen Digitalsignale in weniger hochwertige Analogsignale zurückverwandelt bekommt. Ich hoffe nur, dass das für mich keinen höheren Rückwandlungsgebührenanteil nach sich zieht. Denn dann ziehe ich vor den Internationalen Gerichtshof in Den Haag.

Sonst aber singe ich mit verhaltener Stimme, damit ich niemanden belästige, das Loblied auf meine Genossenschaft. Die Jungs und Madels machen ihren Job ordentlich, ich brauche nur noch etwa zehntausend Jahre weiter zu leben, ehe ich aus meinen Dividenden-Einnahmen die erste Million gebildet habe. Mit der zweiten, das weiß ich aus den Ratgeberseiten der großen überregionalen Zeitungen, geht es dann deutlich schneller.


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