14. Februar 2022

Kaum zu glauben, wenn man es heute liest: das Privatfernsehen war an seinen Anfängen zu einem bestimmten Hochkulturanteil verpflichtet, damit Männer-Magazine und Lederhosen-Sex nicht die volle Dominanz behaupten konnten. Einer, der das Hochkultur-Alibi bereitwillig und ausdauernd lieferte, war Alexander Kluge, der heute 90 Jahre alt wird und den ich in diesen frühen Jahren, als die DDR ihren Bürgern das Graben von Kabelgräben für Antennenanlagen erlaubte, die dann die farbige neue Welt in die farblosen Wohnhäuser brachten, sehr gerne sah. Das heißt: man sah ihn nicht, man hörte ihn nur, wie er seinen Gästen die Antworten soufflierte, die sie geben sollten. Alles war schwer avantgardistisch, was man halt toll fand damals, auch ich. Sehe ich heute zufällig mal was dieser Art, schalte ich umgehend weg, wenn auch nicht ganz so schnell wie bei Anja Reschke. Das Format ist verschlissen. Kluge reicht mir nicht mehr, ich stehe auf Klüger, also Ruth Klüger.


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